Information als Schlüssel:
Wir leben mit Sprache und Schrift und damit rationalisierter Kryptologie. In ihr brauchen wir Schlüssel als zusätzliche Information, die man zur Ent- bzw. Verschlüsselung von Nachrichten benötigt. Die einfachste Form von Benachrichtigung ist Sende- und Empfangsnachricht. Der Sender gibt die Information ab, der Empfänger nimmt sie auf. Um die Information entschlüsseln zu können, müssen Sender und Empfänger über das gleiche Begriffsinventar (Fachsprache) verfügen. Die Kodiereinheit „Semantik„ übersetzt die Information des Senders in eine Folge von Zeichen (Buchstaben, Ziffern) und diese in Worte und Schrift einer Sprache. Kodieren und Dekodieren bezieht sich darauf, auf welche Art und Weise die Information verschlüsselt wird. Jeder Informationsfluss hat einen physikalischen Träger. Physikalische Träger sind mechanische Wellen im Bereich von Infraschall, Hörschall und Ultraschall, elektrische Ströme im Nieder- und Hochfrequenzbereich, elektromagnetische Wellen, optische Strahlung im Bereich von Infrarot, sichtbarem Licht und Ultraviolett, ionisierende Strahlung (bzw. deren Abbildungen)Buchstaben & Schriften und fotografisches Filmmaterial. Um die Nachricht übertragen zu können, muss der physikalische Träger moduliert werden. Es gibt auch im menschlichen Sprachbereich Amplitudenmodulation, Frequenzmodulation und Puls-Code-Modulation. Modulation und Demodulation bezeichnen die technischen Vorgänge, die die kodierte Information dem physikalischen Träger aufprägen und wieder entnehmen. Jedes Informationsmittel überträgt die Information mit einer bestimmten Geschwindigkeit und Richtung. Ist sie nicht genau, wird sie als Rauschen empfunden. Mit Rauschen bezeichnet man die unvermeidlichen Störungen in allen Gliedern einer Informationskette, die zu Informationsverlusten führen.
Die Nachricht zu einer Information ist Bestandteil der Kommunikation. Die Vermittlungskompetenz der zwischenmenschlichen Kommunikation liegt in der Sprache und Schrift. Je klarer der Sprach und Schriftinhalt, desto besser ist der Erkenntnisprozess und entsprechend geringer der Entschlüsselungsaufwand für den Empfänger.
Der Kommunikationsakt der Informationsvermittlung entspricht dem nachrichtentechnischen Modell von Informationsquelle zum Informationsziel. Hierzu encodiert der Sender die Nachricht, emittiert sie über einen Kanal (selbst Luft als Träger von Longitudinalwellen mit Verdichtungen und Verdünnungen des Mediums) zum Empfänger, der sie seinerseits wieder decodieren muss. Der Sender übersetzt also die Information aus einer Informationsquelle in ein Signal, der Empfänger des Informationsziels rückübersetzt das Signal wieder in eine Information. Treten im Kanal typische Störungen auf, z. B. Signalverzerrungen, können sie durch Rückkoppelung (Feedback) aufgehoben werden (auch im sensorischen Bereich der Kommunikations-Vermittlung zwischen Menschen).
Wichtig für viele Kommunikationstheorien ist die von Noam Chomsky (CHOMSKY 1975) eingeführte Unterscheidung zwischen Sprachkompetenz und Sprachperformanz. Sprachkompetenz beschreibt die Fähigkeit eines idealen Sprechers bzw. Hörers, ein „abstraktes Sprachsystem generativer Regeln zu beherrschen„. Sprachperformanz ist Ausdruck der „individuellen Sprachverwendung bzw. der aktuelle Sprachgebrauch in konkreten Situationen„.
Kommunikation ist eine Erlebniswelt, in der es alle möglichen Vernetzungen geben kann. Im Sinne der Kybernetik erster Ordnung ist Kommunikation ein Wechselspiel zwischen Partnern, die zugleich auch in Austausch und daraus resultierender Änderung einbezogen werden. So kommunizieren sowohl Substrukturen, wie Molekülverbände, mit Ionentausch, und galaktische Nebel als Makroverbände mit dem Zusammenbrechen zu einer neuen Materie ‚Himmelskörper’ im All. Kommunikation entwickelt sich daher so schnell, dass ihre Stellgrößen nicht bestimmt werden können; sie regeln sich im Idealfall selbst.
Die Kommunikation zwischen Arzt und Patient sollte nach Untersuchungen von J.M. Bensing, E. Casell, D.L. Roter, J.A. Hall, M. Lipkin (z.B. LIPKIN 1995) als „das mächtigste Instrument in der Medizin„ angesehen werden, sowohl für den Aufbau einer Arbeitsbeziehung zwischen Arzt und Patient als auch für Diagnostik und Therapie. Hierzu ist allerdings erforderlich, dass Ärzte die Auswirkungen ihrer Kommunikation selber verstehen lernen und sich in die Lage versetzen, sie als Werkzeug zu nutzen. Die Kommunikationsebenen haben sich in den letzen 60 bis 80 Jahren mit dem dieser Zeitspanne entsprechenden Morbiditätswandel verändert, werden jedoch von vielen Ärzten im Umgang mit ihren Patienten nicht beachtet.


Patienten lernen mehr über ihre Erkrankungen und über die Möglichkeiten, mit ihnen umzugehen, wenn Ärzte versuchen, sie aus den Blickwinkeln der Patienten zu sehen . Gesundheitliche Probleme erhalten grundsätzlich ihre individuell prägende Bedeutung durch die Interaktionen zwischen Arzt und Patient. Unterschiedliche kommunikative Vorgehensweisen werden für den Patienten unterschiedliche Bedeutungen generieren.
Mit dem Morbiditätswandel hat sich auch die Art der Arzt-Patient-Beziehung geändert. Es besteht eine zunehmende Tendenz zu eher gleichgestellten Beziehungen zwischen Arzt und Patient. Patienten wollen im Allgemeinen nicht nur mehr über ihre Erkrankung wissen als früher, sondern sollten auch hierüber zu einem eigenverantwortlichen Umgang angeregt werden. Die zukünftigen Arzt-Patienten-Beziehungen werden immer mehr das traditionelle paternalistische Modell verlieren und sich in unterschiedliche Typologien verändern, zwischen denen möglicherweise derselbe Arzt und derselbe Patient hin und her wechseln werden. Diese Entwicklungen erfordern eine patientenzentrierte Medizin, getragen von einer maßgeschneiderten Kommunikation. Wir benötigen die entzerrte Kommunikation zum besseren Verständnis von physischen und psychischen Aktionen, Reaktionen, immunologischen Abläufen und bestimmten Therapieformen, z.B. über Wirkstoffe.