Ein Fischer saß eines schönen Nachmittags in einem süditalienischen Fischerhafen an der Sonne, trank ein Glas Wein und flickte gemütlich seine Netze. Da kam ein Tourist des Weges (es muss ein Deutscher oder ein Schweizer gewesen sein), der fragte den Fischer, wann er denn hinausfahre zum Fischen. «Ach, erst morgen früh wieder; für heute ist Feierabend», meinte der Fischer. «Ja, aber warum machen Sie denn nicht einen zweiten Fang pro Tag? Zeit haben Sie ja genug», bohrte der Fremde weiter. «Wozu denn das?» fragte der Fischer ganz erstaunt. «Na, dann würden Sie mehr verdienen. Dann könnten Sie ein schöneres und größeres Schiff kaufen und später ein zweites und drittes dazu.» «Ja, und was hätte ich dann davon?» «Ja, dann könnten Sie die ganze Flotte verkaufen und von den Zinsen leben.» «Und was würde mir das bringen?» «Ja, dann bräuchten Sie nur noch morgens zu arbeiten, und am Nachmittag könnten Sie faulenzen und die Sonne genießen!» «Das tue ich doch jetzt schon!» rief der Fischer, und der Fremde zottelte verwirrt von dannen. «Tss, diese Italiener», murmelte er vor sich hin, «haben doch keine Ahnung vom Leben.»
"Einsam bist du sehr alleine. Aus der Wanduhr tropft die Zeit. Stehst am Fenster. Starrst auf Steine. Träumst von Liebe. Glaubst an keine. Kennst das Leben. Weißt Bescheid. Einsam bist du sehr alleine - und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit. Wünsche gehen auf die Reise. Glück ist ein verhexter Ort. Kommt dir nahe. Weicht zur Seite. Sucht vor Suchenden das Weite. Ist nie hier. Ist immer dort. Stehst am Fenster. Starrst auf Steine. Sehnsucht krallt sich in dein Kleid. Einsam bist du sehr alleine - und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit. Schenkst dich hin. Mit Haut und Haaren. Magst nicht bleiben, wer du bist. Liebe treibt die Welt zu Paaren. Wirst getrieben. Musst erfahren, dass es nicht die Liebe ist ... Bist sogar im Kuss alleine. Aus der Wanduhr tropft die Zeit. Gehst ans Fenster. Starrst auf Steine. Brauchtest Liebe. Findest keine. Träumst vom Glück. Und lebst im Leid. Einsam bist du sehr alleine - und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit." Erich Kästner - Kleines Solo
Gut das ich nicht einsam und alleine bin!
Jeder Versuch, die Liebe mit Worten zu definieren, wird vergeblich sein. Ist Liebe das Bedürfnis, dem anderen Gutes zu tun? Ist Liebe das Verlangen, dem Geliebten nahe zu sein? Ist Liebe das warme Gefühl, wenn ich dem Geliebten in die Augen schaue? Oder ist Liebe Fürsorge, Wohlwollen, Verantwortung füreinander, innige Gemeinsamkeit? All dies mögen Teilaspekte sein, doch letztlich ist Liebe nicht zu beschreiben.
"Liebe ist nichts als ...": Selten gibt es eine Aussage, die so falsch ist wie diese. Denn Liebe ist so umfassend, dass sie nicht auf einen einzigen Bereich eingegrenzt werden kann. Wer Liebe gar nur als chemische Reaktion oder als nützliche soziale Komponente zu erkennen glaubt, ist zutiefst zu bedauern.
Wer liebt und geliebt wird, ist reich. Arm ist, wer trotz materieller Reichtümer ohne Liebe bleibt.
Liebe ist Leben, denn sie öffnet Gefühl, Verstand und Sinne.
Liebe ist auf die Ewigkeit hin angelegt. Zwar kann sie bei Enttäuschung, Gleichgültigkeit, Vernachlässigung und ähnlichem abnehmen oder ganz vergehen. Doch wie der Mensch sich ein ewiges Leben ersehnt, kann er sich auch mit dem Gedanken einer Vergänglichkeit der Liebe nur schwer abfinden.
Liebe ist die Selbstüberschreitung des Ich auf ein Du hin.
Liebe ist das Geschenk der eigenen Person an eine andere - ein Geschenk, das nicht zum Verlust führt, sondern zur Erfüllung.
Auch Liebe bedarf der Pflege. Schenke ich dem Geliebten weniger Aufmerksamkeit, kann die Liebe allmählich an Stärke verlieren. Lasse ich hingegen in mir dem Wunsch Raum, dem Geliebten jeden Tag aufs Neue Freuden zu bereiten, kann die Liebe dadurch wachsen.
Jedes Menschen Liebe ist anders, so wie auch jeder Mensch ein anderer ist.
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